Hier findest du mehrere Kurzgeschichten aus dem Buch
"3000 Tonnen Kieselerde reichen nicht aus die Welt zu verbessern".
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Ein kleiner Dackel sah einst eine sehr böse wirkende Wolke.
Er fragte die Wolke, wer sie war.
Die Wolke, sie sah wirklich sehr böse aus, antwortete überraschend.
“Ich bin böse, sehr böse. Nenn mich einfach nur das Böse.”
Der Dackel fragte: “Muss ich jetzt Angst haben?”
Die unheimlich wirkende Wolke machte schnelle, zuckende Bewegungen,
um ihren fürchterlichen Teint zu unterstreichen.
“Ja, du solltest Angst haben, denn ich bin wirklich böse, sehr böse.”
Der Dackel etwas eingeschüchtert, fasste aber noch einmal Mut und
äußerte sich nochmals.
“Ich bin ein Dackel und du bist böse. Das verstehe ich nicht.”
Die Wolke baute sich mächtig auf und gab grausame Pfeifgeräusche von sich.
Jetzt konnte man es genau sehen .
Sie war sehr, sehr böse.
Sie war möglicherweise das Böseste, dass der Dackel je in seinem Leben gesehen hat.
Ein solches Grauen hat er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen ausgedacht.
Nur einmal ist ihm etwas ähnlich Fürchterliches passiert.
Damals kroch ihm beim Zwiebelschneiden ein Selchwurm ins linke Ohr und fraß sich durch
sein Gehirn bis zum rechten Ohr durch.
Seit dieser Zeit kann er nur noch rückwärts zählen und mit dem rechten Ohr
eine Faust ballen.
Als wäre sein Leben nicht schon schwer genug, hat er nun diese wirklich sehr böse
Wolke vor sich.
Der Dackel versuchte ehrfürchtig auf die Wolke aufzuschauen.
Doch genau in diesem Moment musste er herzhaft niesen.
Die unheimliche Wolke wurde schwärzer und man konnte erkennen,
dass sie um eine Nuance böser wurde.
Der Dackel erschauderte.
Die Wolke wurde erneut sehr, sehr böse.
Der Dackel erschauderte erneut.
Die Wolke war jetzt richtig böse.
Der Dackel erschauderte zweimal hintereinander.
Dann erschauderte der Dackel noch einmal und die Wolke wusste nicht mehr
was sie tun sollte.
Sie war schließlich schon sehr, sehr böse.
Böser konnte sie nicht mehr werden.
Sie kapitulierte und erklärte den Dackel zum Sieger.
Aus Frust regnete sie 30 Tage lang auf den Dackel herab.
Der Dackel konnte nicht fliehen und wurde sehr, sehr nass.
Das machte ihn sehr, sehr böse....
In der vorletzten Reihe stand ein Baumwollschuster und wartete auf seinen Einsatz.
Vor ihm knieten zwei reißnagelgroße Waschtrommeln und erzeugten so etwas wie Lärm.
Fünf hühnerbrüstige Kontaktlinsen gesellten sich zu einem Grammelknödel und verbanden sich zu einem kontaktfreudigen Grammellinsenknödel.
Selbiges kroch einem Vierhundertfünfzigfüssler entlang und stolperte schließlich über sein hundertsiebenundachtzigstes Bein.
In der dritten Reihe wartete ein Schraubstock auf seine Beförderung zum Opferstock.
Opferstöcke, die es bis zum vierten Stock schaffen, bekommen eine Stockente in Stockform auf den Oberarm tätowiert.
Danach werden sie heilig gesprochen, eingeäschert und als Notizblock Waisenkindern als Weltspartagsgeschenk überreicht.
Eine Reihe hinter der ersten Reihe war eine Wand, welche Teil einer Mauer war. Diese Mauer hatte sich durch Beharrlichkeit eine gute Ausgangsposition geschaffen.
Man kann sich schwer an ihr vorbeidrängen.
Ein Lebewesen war jedoch so ausdauernd und gewieft, dass es an erster Stelle der Warteschlange aufschien.
Es war dies der tibetanische Zweiflossenemu.
Seine zwei Flossen, welche auf seinen Handrücken angebracht waren, dienten eigentlich nur zur Stabilisierung der dritten Flosse, welche zwischen den beiden Flossen eingebettet ist.
Diese dritte Flosse erhöht sowohl den Anpressdruck beim Beschleunigen, als auch den Puls beim Lösen einer Logarithmusrechnnung.
Schwierige Rechenvorgänge sind nur ab einem Puls von 180 möglich.
Er wartete schon seit drei Jahren auf die Auflösung der Schlange, sie sich mittlerweile gebildet hatte.
Die ersten eineinhalb Jahre musste er alleine warten.
Zu diesem Zeitpunkt war noch an keine Auflösung zu denken, da sich noch keine Warteschlange gebildet hatte.
Doch nach und nach gesellten sich oben beschriebene Wesen dazu und bildeten die für eine Auflösung erforderliche Warteschlange.
Jetzt war es bald so weit.
Ein Schlangenbeauftragter fuhr vor und erklärte die Wartereihe für gültig und beendet.
Der Zweiflossenemu wurde zum Sieger gekürt.
Er gewann zudem einen Flossenreiniger und einen zweitägigen Badeurlaub in Murmansk.
Er, der da so vor sich hin stand, war der Weihnachtsmann.
Er hielt einen weiteren Weihnachtsmann in der Hand, der wiederum einen
Weihnachtsmann in der Hand hielt.
Der dritte, der in der Hand des zweiten war, hielt einen Breitmaulfrosch in der Hand,
welcher soeben eine fette Hummel verschluckte.
Der zweitkleinste Weihnachtsmann war bunt, der kleinste war ocker und der größte aß
am liebsten kalten Nudelauflauf zum Frühstück.
Der Breitmaulfrosch sagte, er möchte lieber in der Hand des zweitgrößten
Weihnachtsmanns stehen.
Daraufhin drückte der erstkleinste Weihnachtsmann so fest zu, dass er die
Hummel wieder hochwürgte.
Da der Breitmaulfrosch vorher schon eine lange Hungerperiode hinter sich hatte,
verhungerte er nun qualvoll.
Die Hummel stach dem größten Weihnachtsmann ins Auge, welcher daraufhin
den zweitgrößten Weihnachtsmann, der den kleinsten Weihnachtsmann in der
Hand hielt, fallen ließ.
Komplettes Chaos.
Die Hummel flog unterdessen ab und vertilgte zur Feier des Tages ein mit Brot belegtes Brot.
Ein dreibeiniger Leopard schlenderte die siebente Straße entlang.
Er dachte sich nichts Böses dabei.
Sein Blick schweifte ab und an auf vorbeifahrende Taxis,
welche graue Pinguine in Lederhosen chauffierten.
Er versuchte Kanaldeckeln den Vorrang zu überlassen und Vogelexkrementen auszuweichen.
Er genoss den bunten Himmel, der auf die Straße herableuchtete
und trug seines dazu bei die Welt in Ordnung zu halten.
Er entleerte den Müll, hob angeschossene Gschnasgeier auf
und blies Luft in drucklose Reifen parkender Autos.
Täglich ging er seine Strecke ab. Er kannte jeden Millimeter.
Dann schaltete die Ampel plötzlich auf blau. Er erschrak.
Er kannte diese Farbe nicht. So eine Farbe hatte es noch nie in dieser, seiner Straße gegeben.
Es gab so viele Farben, wie zinnoberweiß, ultramaringelb oder leberkäsbeige,
aber blau kannte er nicht.
Er wankte und fiel glücklicherweise mit dem Hinterkopf auf eine chilenische Mauerassel.
Er rappelte sich mühevoll wieder hoch, stürzte erneut, schlug mit dem Kinn einer libanesischen Feuerlibelle eine Schneidezahn aus und hielt sich schließlich an einem Zeitungscontainer fest.
Er atmete tief und hölzern. Drei Stunden lang dachte er nach.
Sein Gehirn konnte jedoch die bekannten Farben nicht so mischen, dass sie blau ergaben.
So nahm er sich sein Fahrrad vom Buckel und fuhr los.
Er fuhr Kilometer weit. Dorthin, wo es keine Ampeln gab.
Er lebte deshalb den Rest seines Lebens in der Wüste außerhalb der Stadt.
Dort baute er sich ein Haus aus Hirschkäfergeweihen und Kängurukieferknochen.
Im Sommer fuhr er ein paar Tage ans Meer und wunderte sich warum das Wasser kirschgrün war.
Tage sind wie Stunden. Sie vergehen.
Schweine sind wie Rosen. Sie riechen.
Zeitungen sind wie Gebirgsketten. Sie liegen einfach da.
Westen ist so wie Norden oder Süden. Sie zeigen die Richtung.
Einbahnen sind wie Computerspiele. Sie gehen zu Ende.
Gleichungen sind wie Ausdünstungen einer westsamoanischen Knoblauchziege.
Sie gehen einem auf die Nerven.
Darum wurde im frühen Kaukasus ein biomechanischer Maschinenwolf erfunden.
Er spürt alle möglichen Gleichungen auf und gibt einen Bericht ab.
Sein Vorgesetzter, ein in Baumwolle gehüllter Setzkasten namens Hias 82,
entscheidet über die weitere Vorgangsweise.
Gleichmäßige Gleichungen werden in graphische Balkendiagramme umgewandelt.
Sinnlose Gleichungen werden mit Ammoniaksulfat angereichert und lobotomiert.
Eingefärbte Gleichungen kommen vor ein Schwurgericht und
anschließend in einen Waschbärenzwinger.
Gleichnisse werden auf Echtheit geprüft und getauft.
Manchmal jedoch wurden Aussagen oder Wortspielereien unschuldig abgemahnt.
In solchen Fällen wächst ein Jahr lang kein Gras und der Maschinenwolf
erbeutet den Setzkasten.
Gleichungen gedeihen wieder und der Wolf bekommt einen neuen Chef.
Es war Nacht. Man sah nichts außer Holzkohle, Nomaden und Lachsalven.
Die Lachsalven sahen verdutzt einem Braunbären bei der Arbeit zu.
Er schlichtete einen keltischen Bauchmarabu neben ein Taschenbuchlexikon auf ein Regal.
In der Dunkelheit konnte er nur nach Gefühl arbeiten.
Er wusste, wenn er aufhört, kommen sofort die Kodiakbären und machen seine Arbeit zu Ende.
Er schufftete 23 Stunden am Tag.
Die restliche Zeit ging er auf und ab oder machte sich einen Toast mit Räucherlachs.
Manchmal putzte er seine Brille mit seiner Krawatte oder sah den Lachsalven beim Beobachten seiner Tätigkeit zu. Danach setzte er wieder seine Arbeit fort.
Er schlichtete einen Marabu neben den anderen.
Die Finsternis legte sich wie ein starker Schneefall auf sein Gemüt.
Die Schneedecke drückte immer mehr und so wurde er schwermütig.
Die Schwermütigkeit, die sich immer mehr in eine Übermütigkeit wandelte glänzte golden.
Jetzt wusste er, dass er nur noch wenige Tage von der abgestrebten Edelmütigkeit entfernt ist. Bären, die trotz Finsternis Edelmut erreichen, dürfen wieder ans Tageslicht.
Er grinste. Frohmut machte sich breit. Doch dann überkam es ihn.
Frohmütig durfte er erst an der Oberfläche werden. Nicht jetzt schon.
Ein Kontrollor sah das und verdonnerte ihn zu weiteren 44 Jahren Arbeit in der Tiefe.
Ein Fischer beobachtete einst, wie sich ein vierarmiger Ohrenmakake
mit einem Kaugummi die Nasenhaare polierte.
Er selbst saß auf einer alten Schaufel, eines gleichnahmigen Baggers.
Jahrzehntelang kam er schon hierher um zu fischen und zu angeln.
Mal angelte er, mal fischte er. Ab und zu tat er beides.
Mal blockweise, oft hintereinander oder abwechselnd.
Der Affe ist ihm bisher noch nie aufgefallen.
Um 15.15 zog er sein Netz, welches er aus Bartstoppeln
und verharzter Gelenksflüssigkeit anfertigte, ein.
Darin zappelten immer wieder Fische oder andere Netze, welche wiederum Fische enthielten.
Er lachte. Als er die toten Fische sah, musste er weinen.
Dann lachte er wieder, als er hörte, wie vier Fische eine Operette nachspielten.
Als er den Affen mit dem Kaugummi arbeiten sah, wusste er nicht,
ob er lachen oder weinen sollte.
70 Jahre lang saß er jeden Tag hier auf seiner Schaufel.
In letzter Zeit sah er immer mehr Makaken und deshalb malte er sich
einen grünen Punkt auf die Stirn, um sich von den Affen unterscheiden zu können.
Doch einmal beim Angeln, floss eine Welle an ihm empor und
nahm den Punkt mit in die ewigen Tiefen des Ozeans.
Er stand inmitten von tausenden Affen, die immer näher kamen.
Er war umzingelt.
Der Anführer sah, dass er sehr verdreckt war und überreichte ihm einen Kaugummi.
Bei den Makaken war er von nun an bei den Jägern angestellt.
Er setzte sich also jeden Tag auf seine Schaufel und fing einen Fisch nach dem anderen.
Seit zwei Tagen beobachtete er einen blaubeinigen Rasenkauz
beim Reinigen seines Gefieders mit einem schwarzen Waschlappen. Er grinste.
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